Fachkräftemangel in der IT ? Ja, aber….

Natürlich haben wir heute in einigen Branchen einen „Arbeitnehmermarkt“. Bedeutet, Unternehmen müssen sich bemühen ein paar gute Argumente zu finden (und diese auch in der betrieblichen Praxis mit Leben zu füllen), warum zum Beispiel ein erfolgreicher IT Professional  seinen sicheren Arbeitsplatz verlassen und zu ihnen wechseln soll.  Denn – ein Wechsel ist immer ein Risiko – oder wird zumindest so gesehen! Primär – aber nicht nur – für den Arbeitnehmer. Die Aussage „Wer zuletzt kommt fliegt zuerst“ stimmt leider immer noch. Wenn plötzlich Mitarbeiter zur Disposition stehen und an der Höhe einer Abfindung gespart werden soll.

Risiko aber auch für den Arbeitgeber. Bevor ein neu eingestellter, gut verdienender Mitarbeiter die aufgelaufenen Recruitingkosten eingespielt hat und positiv zum Deckungsbeitrag beiträgt, dauert es schon mal einige Monate – wenn nicht Jahre. Und dann muss man sich ja auch kümmern um den oder die Neue.  Aus dem täglichen Alltag Zeit heraus nehmen und diese in den neuen Kollegen investieren.  Nicht immer so einfach möglich.

Und „last but not least“ – mit einem neuen Teammitglied, der nicht nur eine vereinsamte Stelle besetzt, sondern sogar zusätzliche Ressourcen in die Abteilung spült, kommen in der Geschäftsleitung Begehrlichkeiten hoch. Da muss doch jetzt mehr gehen als vorher, als einer weniger da war. Wo bleibt denn der versprochene Mehrumsatz? Wie sieht denn der ROI aus nach einem ½ Jahr? Alles nicht immer nur angenehm zu diskutieren.

Und dann noch die Ansprüche der jungen high Potentials.  Was die nicht alles erwarten. Es gibt mittlerweile nichts mehr, was es nicht gibt an Sozial- und sonstigen Leistungen, um die Mitarbeiter bei Laune zu halten.  Die Diktatur der Generation Y …entweder – oder…

Die oben beschriebene Gemengelage führt hier und da schon zu eigenartigen Verhaltensweisen.  Die Personalabteilung soll und will neue Wege des Recruiting gehen. Die Fachabteilungen machen Druck. Man braucht doch dringend „jemanden“. Obwohl – manchmal ist eine verwaiste Stelle auch ein gutes Argument, warum es hier oder da klemmt.  Und dann die Abstimmung untereinander. Ist sich wirklich jeder Spieler in dem Spiel um die besten Fachkräfte im Klaren, wen man denn nun wann zu welchem Zweck sucht? Mitnichten.  Und das Leben und das Business sind dynamisch. Was gestern noch „überlebenswichtig war,  ist heute obsolet – und umgekehrt.

Und dann treffen auch manchmal noch unterschiedliche Weltanschauungen aufeinander. Das Denken von gestern soll häufig die Erfolge von morgen managen. Der in Ehren ergraute erfolgreiche und von allen geschätzte Abteilungsleiter soll die Neuen einarbeiten und managen, obwohl diese seine Enkel sein könnten.  Geht nicht immer schief – aber manchmal doch. Der Eine will sich nicht bewegen, und der Andere kann sich nicht bewegen. Und beide Parteien führen reichlich Gründe ins Feld, warum es so sein muss, wie sie es für richtig halten.

Zum Schluss kommt noch der Faktor Zeit dazu. Von Einstein wissen wir, dass diese relativ ist. Ein junger IT Profi, der offen für berufliche neuen Ideen ist und dieses – über welche Kanäle auch immer – äußert,  bekommt immer häufiger viel mehr Angebote als er sich erträumt hat.  Ein Arbeitnehmer Schlaraffenland. Er wird hofiert – hier! Und leider ignoriert – dort. Drei Monate Reaktionszeit  der Personalabteilung nach der Bewerbung sind leider immer noch keine Seltenheit.  Wenn dann der interne „Recruitingprozess“ das Ergebnis ausspuckt, man könne sich ja mal unterhalten, ist es nicht selten viel zu spät. Der spät Umworbene hat bereits anderweitig unterschrieben.  Warum nur?

Alles zusammen genommen bedeutet das: Wer heute bei der Suche nach neuen Fachkräften zu spät „zu Potte kommt“, den bestraft der Markt erbarmungslos.  Mein Rat:  Machen Sie den Prozess aus, der dafür zu sorgen hat, dass Sie gute (fachlich) und engagierte (menschlich) neue Mitarbeiter bekommen, so menschlich, schlank und digital wie möglich. Nachhaltig. Nein – digital & menschlich ist kein Widerspruch. Das Eine bedingt das Andere.  In Zeiten der Digitalisierung steht der Mensch mehr im Mittelpunkt als sich viele vorstellen können.

Räumen Sie Hindernisse aus dem Weg. Konsequent. Machen Sie das Thema Recruiting zur Chefsache. Solange, bis es so läuft, wie es die heutige Generation von hochqualifizierten und selbstbewussten Fachkräften erwartet.  Dann bekommen Sie die neuen Mitarbeiter, die Ihnen und  Ihrem Unternehmen dabei helfen, erfolgreich zu sein.